Monat November wird traditionell von intensiven Kräften regiert: draußen bildet sich Nebel über den Wiesen, die Kälte kriecht in jeden Knochen und den Feldern ringen wir die letzten Früchte ab. Es ist die Zeit von „Stirb und werde“, aber auch die Zeit von Visionen und einer Fackel, die von Hand zu Hand gereicht wird.
Es steht fest: wir sind weiter zur Stelle, um für unsere Freiheit und unveräußerlichen Menschenrechte einzustehen, doch dieses Unterfangen bleibt auch in diesem Monat ein zähes: Harte Autoritätskonflikte scheinen vorerst anzuhalten. Das Denken in unseren Köpfen wird kompromissloser. Wir rüsten uns also am besten mit einem dicken Fell, wenn schonungslos alles aufgedeckt wird, was ans Licht gebracht werden soll. Noch bis Anfang 2023 und verstärkt diesen November unterstützen uns Kräfte dabei, überkommene Strukturen zusammen brechen zu lassen. Überlegen wir im Hintergrund also gründlich, welche wir in Zukunft beleben wollen.
Zum Ausklang des Monats durchlaufen wir einen kleinen Workshop in Sachen „Hingabe an das große Ganze“. Lassen wir dann ein Stück weit los – und vertrauen. Vergesst keinesfalls Sankt Martin und die bunten Laternen! Seine Geschichte erzählt ja nicht nur von Menschlichkeit unter Menschen, sondern lässt uns auch beim Singen erwärmen. Dieses Warmwerden unter Menschen ist die Antithese und Medizin gegen eine Religion des Todes, die zur Maxime erhoben wurde. Nichts hält auf Dauer die Erkenntnis zurück, dass wir alle eins sind.
Durchdringung und Vision
Der Monat November beginnt mit der Sonne im Zeichen des Skorpions. Dieser Zeitqualität wohnt, wie wir alle spüren, der Hauch des Todes inne. Begleitet aber wird er von dem Wissen um Wiederauferstehung. Allerheiligen, das Fest zu Ehren „aller Heiligen“, markiert den Urbeginn eines jeden Novembers und das Frösteln, das beim Gedanken an diese unwirtliche November-Zeit entsteht, kann vielleicht nur weichen, wenn wir uns vergegenwärtigen, welche Qualitäten den von Pluto beherrschten Skorpion in seiner Gänze ausmachen. Der Skorpion folgt der Waage im Tierkreis auf den Tritt. Da ein jedes Zeichen das vorangehende Zeichen weiter zu entwickeln hat, wird nun jedes Suchen und Finden von Harmonie, jede Höflichkeit, jeder Liebreiz, der kompromisslosen Durchdringung geopfert. Der Skorpion verlangt nach Zersetzung jeder Unwahrheit, jeder Heimlichkeit und jedes Scheins. Das „Fest aller Heiligen“ fällt nicht zufällig in diese plutonische Zeit. Nur, wer sich seiner eigenen Wahrheiten verpflichtet und oft genug dafür geopfert hat, dem reicht Pluto die Hand.
Wenn also die Sonne das Zeichen Skorpion am Himmel zum Leuchten bringt, bekommen wir es mit potenzierter Kraft zu tun. Bis zur Entdeckung Plutos am Himmel im Jahr 1930, war es Planet Mars, der das Zeichen des Skorpions beherrschte. Es gab ja keinen passenderen Archetyp. Die Erfahrung der letzten neunzig Jahre erlaubt es, im Zusammenhang mit Pluto von einer höhen Oktave marsianischer Kraft zu sprechen. Nun beherrscht Mars nur mehr das Zeichen Widder. Widder-Geborene halten sich für kräftig – aber sie kennen ja den Skorpion nicht. Wie auch, sind sie es doch, die den Tierkreislauf beginnen, bar jeder Lebenserfahrung.
Die Energie des Skorpions – plutonische Energie also – durchdringt alles Sein. Er ruht nicht, bevor alles Wesentliche in der Tiefe erfasst und nötigenfalls zum Ersterben gebracht wurde. Davor fürchten sich die Menschen. Sie wollen die Kontrolle bewahren. Pluto aber kontrolliert selbst. Und er ist mächtiger. Es existiert keine radikalere Kraft im Universum. Keine Kraft, die unerbittlicher bis an die Wurzel jeder Form vordringt. Pluto lässt sterben und danach wiederauferstehen. Man nennt das auch „Wandlung“. Metamorphose unter Schmerzen.
Erlöst von dieser Radikalität, die im unerlösten Fall Fanatismus darstellt, werden wir ab dem 22. November, wenn die Sonne in das Zeichen Schütze wechselt. Dort leuchtet er, voller Visionen und Tatendrang und mit einer anständigen Portion Selbstvertrauen. Zunächst relativiert er jedes Drama und Verbissenheit – und transzendiert sie dann auf seine eigene Weise. Für ihn gibt es keine Grenzen! Alles muss immer mehr sein und daher meint er auch, alles reiche immer. „Fülle! Fülle!“ Und wenn er es sich einverleibt – voll Genuss, den jeder vernimmt. Die Schütze-Sonne strebt nach der Erweiterung aller Horizonte sowie der Suche nach Sinnhaftigkeit. Dort, wo andere eine Wüste wähnen und sich die letzte Träne lieber aufsparen, hat er den Sinn schon wieder gefunden. Dabei aber führt der Schütze stets eine Mission im Schilde, mit deren Botschaft er die Welt beglückt. Und wie sehr der Schütze auch ganz und gar zwanglos sein möchte, geht er ab und an seinem eigenen Fanatismus auf den Leim. „Nicht so schlimm!“ Er wird sich umgehend dazu bekennen. Und es wieder tun.
So wie diese November-Sonne also auf uns scheint, schenkt sie uns das Potential, Unehrlichkeiten im gesellschaftlichen Zusammenleben aufzudecken und tiefere Wahrheiten entstehen zu lassen. Später dann eröffnen sich weite Gedankenräume und Zusammenhänge werden deutlich. Die Herausbildung neuer Visionen ist wahrscheinlich, die wir mit Zuversicht verfolgen möchten. Wie weit die Reise diesmal gehen wird, zeigt die Zeit.
Der liebe Ton
Wenn am 6. November Merkur aus der Waage in den Skorpion wechselt und das glückliche Trigon zu Jupiter sich auflöst, wird der Ton um uns und in uns schärfer. Während zu Beginn des Monats selbst treffsichere Anklagen freundlich daherkommen und die Abgewatschten (Voralpen-Duktus für hochdeutsch: „die Geohrfeigten“) verwirrt ihre Wunden lecken, wird das Kommunikationsklima schon bald angestrengter. Ohne Rücksichtnahme auf Tabus wird gedacht und gesprochen – und der Raum für Beschwichtigungen enger. Dazu steht Merkur bis 7. November im Quadrat zu Pluto, so dass das Thema unübersehbar wird: es macht das Denken nicht weniger verbohrt und kompromisslos und zudem Machtmissbrauch wahrscheinlich. Was können wir da tun? Unser Bestes! Lassen wir unsere fixen Gedanken los – und das mehr denn sonst und wann immer wir eine Gelegenheit finden! Denken wir stattdessen in den hellsten und optimistischsten Farben, die unser Geist hergibt.
Der eruptive Kampf um die Freiheit
Bereits am 2. November vergeht die nun weitere Sonne-Mars Konjunktion am Himmel, die ein ungeheures Potential an Durchsetzungskraft und Entschlossenheit mit sich gebracht hat. Dafür gewinnen eine Sonne Uranus Opposition und ein Quadrat zu Saturn an Kontur. Beides sind schwierige Konstellationen, wobei zweitere durch ihr Potential an Unbehagen für alle Beteiligten leichter zu erlösen ist: Quadrate machen auf die Dauer und in ihrer Konsequenz stets Bewegung notwendig. Der individuelle oder kollektive Schmerz ist anders nicht zu ertragen.
Sonne-Uranus formuliert als Ziel den „freien Menschen“. Das wäre es! Darauf arbeiten wir hin und spüren dabei, wie die Spannung immer weiter ins Unerträgliche gesteigert wird. Sonne-Saturn bringt Autoritätskonflikte mit sich. Die Zeit weist den Menschen, die in ihren – teilweise immer noch bis zur Erstarrung reichenden – Ängsten verhaftet sind, welche Richtung sie nehmen dürfen, um über sich selbst hinaus zu wachsen.
„Schneller!“ – „Bloß nicht!“
So rufen sich Mars, der Kämpfer und Saturn, der Hüter der Gesetze, noch bis 23. November zu, bis das Quadrat zwischen ihnen sich endlich verzieht. Mars spart nicht mit dem Gaspedal und Saturn wirft sich zwischen die Räder. Dieses anhaltende Fahren mit angezogener Handbremse führt oft direkt in eine Werkstatt. Die letzten Oktober-Wochen mit der noch härteren Mars-Pluto-Konstellation illustrieren dieses Thema: Wir kämpfen gegen Widerstände, wo nicht viel zu gewinnen ist. Wen versehentlich ein Qualitätsmedium streifte und auf Fußballfelder schleifte (Stichwort „Joshua Kimmich“), begreift rasch. Sparen wir unsere Kräfte für aussichtsreichere Zeiten! Mars-Pluto immerhin, der unerlöst einen besessenen Machtkampf und fanatisches Durchsetzen eigener Vorstellungen provoziert, wo er erlöst Mut zur Wandlung schenkte, verzieht sich bereits am zweiten Novembertag.
Der Zusammenbruch überkommener Strukturen
Den ganzen November begleitet uns am Himmel das Thema des Quadrats zwischen Saturn und Uranus: Uranus, der Archetyp des Rebellen, ohne Mitgefühl für die Hüter von Recht und Ordnung, sprengt eiskalt jede Struktur, die in der neuen Zeit keinen Bestand hat. Deutlich bekommen wir die Grenzen der Freiheit vor Augen geführt. Selbst wenn wir diese Lektion persönlich nicht mehr für nötig halten und laut rufen: „Danke, es genügt!“, ist sie für viele Menschen offenbar von Relevanz. Erst, wenn eine große Zahl von Menschen einsehen konnte, dass Freiheit verloren gegangen ist und nicht wiederkehren soll, kann in jedem einzelnen das Bedürfnis erwachen, seine gottgegebenen Rechte zu lieben und zu verteidigen. Es gilt aber auch: Uranus ist nicht nur nicht zu kontrollieren, sondern auch unberechenbar: Ein plötzliches Ende ist wahrscheinlich. „Das Ende von was nur?“, fragen wir bettelnd – und müssen uns noch gedulden.
Hingabe führt zum Ziel
Am 18. November begibt sich Mars in ein Trigon mit Neptun, der das Reich des Unbenennbaren und All-Eins-Seins regiert. Es zeigt uns Strategien zur Auflösung all dieser Aggressionen auf, die uns blockieren. Wir dürfen in diesen folgenden drei Wochen ganz besonders darauf vertrauen, von unserer Intuition und all den guten Geistern, die wir umarmen können, zu glücklichen Entscheidungen geführt zu werden.